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1. Theil 2 - S. 30

1867 - Breslau : Max
28 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. etwas zu unternehmen. Da aber sein Land an die Besitzungen anstieß, die Pipin der Kleine dem Papste geschenkt hatte, so fiel er diesem ins Land und nahm ihm mehrere Städte weg, so sehr auch Hadrian — so hieß damals der Papst — um Einhalt bat. Vergebens sanken 20 Mönche, die der Papst nach Pavia geschickt hatte, zu des Königs Füßen. Da sandte Hadrian Boten an Karl und ließ ihn um Hülfe bitten, und Karl säumte nicht. Er zog über die hohen Alpen, durch die man ans dem ernsten Norden in den lachenden Süden hinabsteigt. „Dort, wo selbst in der Sommersglut beschneite Gipfel glänzend in den Himmel ra- gen, ein starres Meer von Eis Abgründe deckt, die keines Men- schen Auge sah, hat menschliche Kühnheit durch alten Granit, in endlosern Winter, durch Nebel und Wolken den höchsten und schmälsten Steg auf Erden gefunden. Wo vor grauer Zeit ein schöner Tempel des Jupiter gestanden, in spätern und unsern Tagen hülfreiche Augustiner all jedem Wanderer der Gastfreund- schaft Pflichten üben"*) — dort zog Karls Oheim mit einem Theile des Heeres, während Karl selbst über den Berg Cenis überging. Desiderius hatte nicht gedacht, daß es Ernst werden würde; nun wurde ihm bange. Er stieg auf den höchsten Thurm von Pavia, von wo man weit und breit um sich sehen konnte; bei ihm war Otker, ein fränkischer Herzog, der Karlmanns Wittwe begleitet hatte und Karls Macht kannte. Als man nun von fern Karls Gepäck sich nähern sah, fragte Desiderius, ob das nicht Karl sei? — „ Noch nicht," antwortete Otker. Darauf kam ein Zug gemeinen Volks; Desiderius fragte dasselbe und erhielt wie- der die Antwort: „Noch nicht!" — Da wurde der König unru- hig; Schweißtropfen traten vor seine Stirne. „Was sollen wir thun," rief er, „wenn Mehrere mit ihm kommen?" — „Du wirst ja sehen, wie er kommt," antwortete Otker; „was aus uns wer- den soll, weiß ich nicht." Kaum hatten sie ausgeredet, als sich ein neuer Haufe rührig und behend — vermuthlich die Leib- wache — zeigte. „Aber das ist er gewiß?" fragte Desiderius er- schrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Jetzt zogen die Bischöfe und Aebte, die ganze Geistlichkeit mit Kaplanen und Dienern heran; bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit beben- der Stimme: „Laß uns hinabsteigen und uns unter der Erde *) Der große Bcrnhardsberg. S. mein Handbuch der Geographie für Töchterschulen, Th. 1.

2. Theil 2 - S. 89

1867 - Breslau : Max
Heinrich Iv. im Bann. 87 alten Freunde, die oft an seiner Tafel geschwelgt hatten, um einigen Vorschuß; aber er erhielt nichts und mußte ärmlicher abreisen, als mancher gemeine Edelmann. Einige Tage vor Weih- nachten (1076) — es war obendrein ein recht strenger Winter — reiste er von Speier ab. Er hatte Niemand bei sich als seine Frau, Bertha, die, was er an ihr nicht verdieilt hatte, die Noth treu mit ihm theilte, sein kleines Söhnchen und einen Mann von unbedeutender Herkunft. So reiste eine Kaiserfamilie. Als er an die Alpen kam, fand er, daß seine Feinde ihm die Pässe durch Tirol und die Schweiz verlegt hatten, um ihm die Aus- söhnung mit Gregor zu erschweren. Er mußte also einen sehr großen Umweg durch Burgund (jetzt ein Theil von Frankreich) machen und über die See-Alpen nach Italien sich einen Weg bahnen. Hierbei hatte der arme Mann mit den größten Be- schwerden und Gefahren zu kämpfen. Selbst jetzt, wo doch fahr- bare Straßen über dies Gebirge führen, reist man im Wiliter hier nicht ohne Gefahr; geschweige damals, wo es noch ganz an einem gebahllten Wege fehlte. Er mußte über hohe Bergrücken, die mit ungeheuern Schneemassen bedeckt waren und wo ein eis- kalter Wind ihnen die Haut an Gesicht und Händen abriß. Der Schnee war so hart gefroren wie Eis, und so glatt, daß Men- schen und Pferde jeden Angenblick in die Abgründe zu fahren im Begriff waren. Und doch war die größte Eile nöthig; denn bald war schon das Jahr verflossen, welches ihm die Fürsten ge- setzt hatten. Wegweiser hatten ihm eine Bahn über den tiefen Schnee brechen müssen. Nun hatte man endlich den Gipfel glück- lich erreicht. Aber hier schien es unmöglich, weiter zu kommen; denn die Seite nach Italien zu war so abschüssig und gatteisig, daß man keinen Fuß fest hinsetzen konnte. Doch was half es? Man mußte hinunter, auf Leben oder Tod. Die Männer kro- chen aus Händen und Füßen, in beständiger Angst, in den gäh- nenden Abgrund hinabzurollen; die Königin aber und ihre Kammer- frau wurden in Rinderhäute eingenäht und so von den Führern hinabgezogen. Den Pferden band man die Füße zusammen und ließ sie so hinab; die meisten aber kamen dabei um. Endlich — endlich kam man in der Ebene an. Glücklich war die Angst überstanden, aber eine neue begann für den unglücklichen Heinrich. Gregor war bei Heinrichs Ankunft gerade auf der Reise durch Ober-Italien, um aus den Reichstag nach Augsburg zu

3. Theil 2 - S. 133

1867 - Breslau : Max
Zweiter und dritter Kreuzzug. 131 gewöhnlich den Rothbart oder Barbarossa, weil er einen langen röthlichen Bart hatte. Dieser Mann vergaß über dem Schmerze wegen des Verlustes des heiligen Grabes seines hohen Alters und unternahm mit vielen deutschen Herzögen, Grasen und Rittern einen Kreuzzug (1189). In Klein-Alien gab es wie- der grenzenloses Elend: fast täglich Gefechte, dabei Hunger, Durst und Seuchen. Endlich hoffte man das Schlimmste überwunden zu haben; denn man war nun bis fast an die hinterste Grenze Klein-Asiens gekommen. Eines Tages (1190) war des Kaisers Sohn mit dem Vordertreffen über einen reißenden Bergstrom (Saleph) vorangezogen, während der Kaiser selbst mit dem Hin- tertreffen noch zurück war, so daß der Strom zwischen ihnen slu- thete. Friedrich wollte den Sohn bald einholen. Statt daher über eine Brücke einen Umweg zu nehmen, setzte er, obgleich man ihn warnte, durch den reißenden Strom. Aber das Wasser riß ihn fort. Zwar eilten ihm Viele zu Hülfe; man bemächtigte sich auch seines Körpers; aber als man ihn ans Land brachte, war er bereits entseelt. Andere erzählen, er sei, am Rande des Flus- tes hinreitend, abgeglitten und hineingestürzt. Kurz, er verlor hier sein Leben. Dies war ganz in der Nähe des Flusses, in welchem Alexander der Große beinahe seinen Tod gefunden hatte, als er sich beim Baden erkältete. Noch Andere sagen, der Kaiser habe an den Usern des Flusses sein Mittagsmahl gehalten. Das klare kühle Wasser habe ihn zum Bade eingeladen. Er sei hinab- gestiegen und habe hier seinen Tod gefunden. Die erste Erzäh- lung ist die wahrscheinlichste. Das Heer klagte vier Tage lang um ihn; dann zerstreuten sich die Meisten voll Verdruß; Viele gingen nach Hause, Andere zogen weiter, aber Jerusalem hat Keiner gesehen. Die Leiche des Kaisers wurde in Tyrus beigesetzt. In demselben Jahre (1190) hatten auch zwei andere Kö- nige einen Zug zur Eroberung des heiligen Grabes unternommen, Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich. Nach den gewaltigen Anstalten, die sie machten, und nach den trefflichen Fürsten und Rittern, die im köstlichsten Waffenschmucke mitzogen, hätte man glauben sollen, sie würden gewiß recht viel ausrichten. Aber weit gefehlt! Die beiden Kö- nige redeten miteinander ab, eine Seefahrt zu versuchen. Dabei ersparten sie den ganzen langen Weg durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich. Sie mietheten von den italienischen Seestädten, deren Handel damals sehr blühte, Venedig, Ge- 9*

4. Theil 2 - S. 177

1867 - Breslau : Max
Karl von Anjou. Konradino. 175 gewissenhaften Bruders, war er ein stolzer, herrschsüchtiger, eigen- nütziger Mensch. Schon sein Aeußeres war abschreckend. Seine olivenfarbige Haut, sein kalter, strenger Blick, seine finstere Stirn gaben ihm ein düsteres Aussehen. Nie sah man den Ausdruck der Milde, des Frohsinns oder der Menschenliebe in seinen star- ren Zügen. Er machte sich mit einem schönen Heere nach Ita- lien auf den Weg und eroberte das Land, nachdem er bei Be- ne v ent o (1266) Manfred besiegt hatte; denn vor der Schlacht gingen viele Neapolitaner, die von Anjou bestochen waren, zu diesem über, während dem Manfred nur die Deutschen und Mu- hamedaner, die bei ihm dienten, treu blieben. Manfred sah das mit Entsetzen; da fiel der silberne Adler, der als Kleinod seinen Helm zierte, auf den Sattel herab. — „Das ist ein Zeichen von Gott!" rief er, stürzte sich in das Feindesgewühl und fiel an der Brücke von Benevento, wo die Feinde aus seine Leiche einen Haufen Steine zum Denkmale auswarfen. Karl unterdrückte durch Grausamkeit die Stimme Derer, die dem Hause Hohen- staufen zugethan waren. Die Neapolitaner und Sicilianer seufzten in der Stille über ihr Geschick, dachten an die schönen Zeiten, wo Friedrich Ii. sie väterlich beherrschte, und sahen sich um nach seinem Enkel Konradino, dem letzten Sprößlinge des Hauses der Hohenstaufen. Dieser war in aller Stille und Ar- muth unter den pflegenden Händen seiner Mutter Elisabeth am bairischen Hose aufgewachsen; denn von allen den reichen Ländern seines Großvaters hatte er nichts mehr übrig als einige armselige Güter. Jetzt war er 16 Jahre alt, als Gesandte aus Neapel zu ihm kamen, ihn einzuladen, sich an die Spitze aller Un- zufriedenen zu stellen und dem Papste und dem Karl von Anjou den Krieg zu erklären. Sie brachten ihm Geld mit, um Truppen zu werben, und versicherten, daß jenseit der Alpen viele Tau- sende nur aus ihn warteten; denn die Anmaßung der Fran- zosen, ihre schnöde Verachtung aller Sittlichkeit und ihre Raub- sucht habe Aller Herzeu empört. Konradino's Augen funkelten bei diesen Anträgen von Muth und Kampfbegier. Er verglich seine gegenwärtige Lage mit der Königskrone, die ihm angetragen wurde, und so sehr auch die zärtliche Mutter ihm vorstellte, er sei noch zu jung, um so weit solchen Gefahren entgegen zu gehen, so viel sie auch weinte und ihn bei ihrer Liebe beschwor, noch zu bleiben, so war doch Alles vergebens. Schnell wurden die letzten Güter verpfändet. Konradino rüstete sich und die Sei-

5. Theil 2 - S. 178

1867 - Breslau : Max
176 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Italien. nigen, und zog wohlgemuth über die Alpen, nachdem er in Hohenschwangau sie zum letzten Male gesehen. An seiner Seite war Friedrich von Baden, sein Herzensfreund, von gleichem Alter, in gleicher Lage (denn auch ihm war sein Land entrissen worden) und von gleichem Muthe. Von Jugend auf miteinander erzogen, hatten sie die innigste Freundschaft geschlossen und jetzt geschworen, Glück und Unglück miteinander zu theilen. Sie ha- den ihren Eid auch gehalten und selbst den Tod miteinander erduldet. Als Konradino nach Italien kam, sammelten sich um ihn Die, welche mit dem Papste (Clemens Iv.) unzufrieden waren. Er ging auf Rom los; der Papst floh, indem er drohend ausrief: „Des Knaben Größe wird verschwinden, wie ein Rauch. Er zieht hin gen Apulien wie zur Schlachtbank." Inzwischen war die Freude der Römer grenzenlos. Sie führten den Prinzen auf das Capitol und schmückten ihn mit Siegeskränzen. Wie ein herabrollender Schneeball wuchs indeß Konradino's Heer, je nä- her er der Grenze Neapels kam. Als er hier die Höhe des Ge- birges erreicht hatte, von wo man in das schöne Land hinunter- schaut — welcher Anblick zeigte sich da seinen trunkenen Blicken! „Aller Schein des Nordens ist hier verschwunden; Hügel und Thäler, Felder, Wiesen und Wälder, an Bächen liegende freund- liche Häuser, an den Felsenwänden kühn hinanfgebaute Oerter zeigen sich in unglaublicher Mannigfaltigkeit, und in größerer Entfernung erscheinen, mit dem Dunkelblau des Himmels sich verschmelzend, die ruhigen Fluthen des Sees von Celano. Wie fröhlich jubelnd und aller finstern Ahnungen ledig mag Konra- dino's Heer in dies neu eröffnete Paradies hinabgeblickt haben! Was mußte der Jüngling fühlen, der dies herrliche Reich, sein Erbreich, jetzt zu seinen Füßen sah!"*) Als Konradino in ein vor ihm liegendes Thal hinabstieg, sah er Karln und sein Heer sich gegenüber am Flusse Gari- tz liano beim Dorfe Scurcola. Die Heerpauken und Trom- peten erschallten. Mit wildem Geschrei stürzten sich Konradino's kräftige Ritter auf die Franzosen, die, vom ersten Anpralle über- wältigt, ihr Heil in der Flucht suchten. Jetzt sahen die -Sieger keinen Feind mehr vor sich. Man überließ sich unbesorgt der gren- zenlosen Freude, die Beute wurde getheilt, und da es ein heißer Sommertag war, so lösten sich die Reihen auf; man legte Panzer ) Raumer in seiner Geschichte der Hohenstaufen.

6. Theil 2 - S. 213

1867 - Breslau : Max
211 Schlacht bei Morgarten. Landenberg fehlte nicht. In langem Zuge zogen die herrlichen Ritter, alle von Kopf bis zu den Füßen gepanzert, mit wallen- den Helmbüschen, in die Hohlwege der Alpen ein, auf Schwyz los. Es schien ein Wald von Lanzen sich zu nähern. Aber die Schwyzer waren wohlgemutst; ihnen kamen in der Stunde der Gefahr einige Hundert aus Uri und Unterwalden zu Hülfe, so daß es 1300 waren. Wie Wenige gegen so Viele! Aber sie stritten für ihr Vaterland, ihre Weiber und Kinder, hatten eine gerechte Sache, trauten auf Gott und waren aller Wege und Engpässe wohl kundig. Sie stellten sich auf einen Berg, an dessen Fuß ein kleiner See, der Aegsrisee liegt. Zwischen ihm und dem Berge ging der Weg, den die trefflichen Ritter von Oestreich zo- gen; die Gegend ward nachher der Morgarten genannt. So- bald die ganze schwere Reiterei in dem engen Wege war, erhoben sich die 1300, rollten große Steinblöcke, die sie oben zusammen- gebracht hatten, hinab und schleudertell mit großer Kraft Steine unter den dichtgedrängten Haufen. Jeder Stein traf. Die Füße der Pferde wurden zerschmettert; die Thiere wurden scheu, und drängten zurück in großer Angst. Aber hinten stand das Fuß- volk und drängte vor, so daß die Reiter zu ihrem Schrecken sahen, daß hier nicht zu entfliehen und daß alle Waffen unnütz seien. Jetzt, wo die Verwirrung allgemein einriß, rannten die Schweizer mit lautem Geschrei hinab, stießen und schlugen mit Hellebarden, Morgensternen, Schwertern und Keulen aus die Ritter, die in dem dichten Gewühle die Arme zu rühren und die Lanzen ein- zulegen nicht vermochten. Viele setzten mit ihren Pferden in den See hinein, vom Wasser mehr Erbarmen erwartend als von den grimmigen Schweizern. Hier fanden viele —- viele edle Ritter ihren Tod; Landenberg war unter ihnen; warum hatte er auch seinen Eid gebrochen! Herzog Leopold entkam nur mit genauer Roth, indem ein der Wege kundiger Mann ihn rettete. Aber todtenblaß und in tiefer Traurigkeit kehrte er aus diesen furcht- baren Bergen zurück. Er ist nie wieder in die Püffe der Wald- städte gekommen. Dies war die Schlacht im Morgarten (1315). Zwei Tage nach derselben kamen Abgeordnete aus den drei Urcantonen in Brunnen, das am östlichen Ufer des Vier- waldstädtersees in Schwyz herrlich gelegen ist, zusammen und schloffen den ewigen Bund, eine Vereinigung, welche dem all- gemeinen Schweizerbunde zu Grunde liegt. Wgs Leopold nicht gelungen war, wollte 70 Jahre später 14*

7. Theil 2 - S. 288

1867 - Breslau : Max
286 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. ten mußte. Es hat nicht leicht einen listigern, falschern und selbstsüchtigern Fürsten gegeben, als dieser Ludwig war. Als er den Thron bestieg (1461—83), nahm er sich vor, die königliche Gewalt unumschränkt zu machen, und er hat mit der schlausten Berechnung und, wenn es sein mußte, mit offener Gewalt sein Ziel erreicht. Die Hindernisse aber waren nicht gering, denn in jenen Zeiten war die Macht des Königs in Frankreich sehr un- bedeutend und eingeschränkt, weil sehr große Theile des Landes noch eigene Fürsten und Herren hatten, über welche die Ober- gewalt des Königs nur scheinbar war. Ludwig Xl mußte also mit diesen Herren den Kampf erwarten, und er hat auch wirk- lich mehrere Kriege mit ihnen geführt, in welchen er einige Male anr Rande des Abgrundes stand. Zuletzt aber blieb er stets der gewinnende Theil, denn er wußte in der Bedrängniß immer ge- schickt nachzugeben, und kein Eid war ihm heilig, kein Mittel zu böse oder gering. In welchem Leumunde er stand, kann man daraus ersehen, daß man ihm bei dem schnellen Tode seines Bruders, des Herzogs Karl von Guienne, nachsagte, er habe denselben vergiften lassen. Ludwigs Xi. mächtigster und heftigster Gegner war Karl der Kühne von Burgund. Er hatte sein Heer schon einige Male gegen den König geführt, ja sogar denselben einmal in Peronne gefangen gehalten. Ludwig aber war mit fuchsgleicher List und Treulosigkeit davongekommen. Nun hegte der heftige Karl den Plan: den König vom Throne zu bringen, diesen dem Könige von England zu verschaffen und Burgund zu einem Königreiche zu erheben. Wie des stolzen Herzogs Plan nicht erfüllt wurde, haben wir gesehen, und ein später gelandetes englisches Heer wußte Ludwig Xi. durch Unterhandlungen unschädlich zu machen. Karls unruhiger Geist trieb ihn einige Jahre darauf (1476) in einen Krieg mit Lothringen und der Schweiz. Er hatte an seinen reichen Ländern nicht genug und glaubte in seinem Ueber- muthe, daß ihm Alles gelingen müßte. So fiel er dem Herzoge Renatus von Lothringen, seinem Nachbar, ins Land und eroberte dessen Hauptstadt Nancy. Dann wollte er auch die Schweizer unterwerfen. Er hatte vergessen, wie es den drei Leopolds von Oestreich im Morgarten, bei Sempach und bei Näfels gegangen war. Zwar schickten die Schweizer eine Ge- sandtschaft zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seinen

8. Theil 2 - S. 299

1867 - Breslau : Max
Maximilian. 297 Gemahl erkoren, und will ihn auch jetzt zum Gemahl haben, und keinen Andern!" Geschwind reisten die Gesandten nach Wien und brachten die angenehme Nachricht; Maximilian eilte zu ihr. Am 19. August 1477 reichte ihm Maria ihre Hand, und die reichen Länder von Burgund, nach denen Ludwig gelüstet hatte, gingen an das Haus Oestreich über. Leider hatte die sehr glückliche Ehe nur wenige Jahre gedauert. Maria, nach der Sitte jener Zeit und aus eigener Neigung dem Vergnügen der Jagd sich hin- gebend, stürzte ans einer Falkenbeize mit dem Pferde und ver- letzte sich hödtlich. Als ihr Gemahl, von Schmerz gepeinigt, von ihrem Sterbelager nicht weichen wollte, bat sie ihn sanft: „Ver- lasse mich; erspare dir und mir in den letzten, schweren Augen- blicken den Anblick des Scheidens.^ Verlasse mich; es ist uns beiden besser! Lebe wohl!" — Ihr Tod fällt in das Jahr 1482. Maximilian, der nach seines Vaters Tode deutscher Kaiser wurde und von 1493 —1519 regiert hat, war dieses, aber nur zu kurzen Glückes auch werth! Er war ein Mann von großer Gesinnung, und einen kühnern Ritter gab es damals kaum. Eine Menge von Todesgefahren, in die er durch seine Tollkühnheit als Jüngling gerieth, werden erzählt. Hier nur eine davon. Ein- mal ging er in den Bergen von Tirol auf die Gemsenjagd. Es war in der Gegend von Innsbruck auf einem hohen Felsen, die Martinswand genannt. Er kletterte und kletterte, ohne sich um- zuschauen, und verkletterte sich endlich so, daß er weder vorwärts noch rückwärts konnte. So viel er auch suchen mochte, so war doch nirgends ein Rückweg zu finden. Ueber ihm hingen drohende Felsenmassen herab, und vor ihm war ein tiefer, jäher Abgrund wohl 200 Klaftern tief. Seine Begleiter hatten ihn verloren; endlich erblickten sie ihn da oben in schwindelnder Höhe. Zwei Tage und zwei Nächte brachte der arme Prinz hier -zu, ohne Speise und Trank. Da verzweifelte er an seiner Rettung. Er ries so laut wie er nur konnte, hinunter, er wolle sich zum Tode bereiten, und verlange, daß die Priester das heilige Sacrament ihm von fern zeigten; und während die unten Messe lasen, kniete er oben nieder und empfahl Gott seine Seele. Das Gerücht von seiner Gefahr flog bald durch das ganze Land. In allen Kirchen wurde für seine Rettung gebetet, und das ganze kaiserliche Haus war in tiefer Betrübniß um den einzigen Sprößling. Während er da oben noch betete, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er wandte sich schnell um. Es war ein junger Bauer, der ihm treu-

9. Theil 2 - S. 303

1867 - Breslau : Max
Entdeckungen. 301 nun auch der Boden so trefflich durch die Asche gedüngt, daß die Weinreben, die sie anpflanzten, über die Maßen schön gediehen. Noch jetzt ist der Madeira ein sehr geschätzter Wein. Nicht lange darauf (1432) wurden die azorischeu Inseln entdeckt; sie erhielten, da sie menschenleer waren, 1449 die ersten Einwohner und 1466 wurde eine niederländische Colonie hier ge- gründet. Auch erhielt Heinrich Nachricht von den canarischen Inseln, die schon lange entdeckt, aber noch nicht benutzt worden waren, und schickte einige Schiffe ab, sie zu erobern (1406). Das gelang auch. Man fand da wilde Menschen, die sich in Thier- häute kleideten, kein Eisen kannten und nicht einmal Brod zu backen verstanden. Die armen Leute wurden, ehe sie es sich ver- sahen, überfallen und die meisten todtgeschlagen. Nur Die, welche sich taufen ließen, ließ man am Leben. Wie freute sich Dom Heinrich über diese schönen Entdeckungen! Sie machten seine Hoffnung, daß da noch Vieles zu entdecken wäre, immer lebhafter. Seine Schiffe mußten nun immer weiter längs der Küste hinunterfahren, entdeckten den Fluß Senegal und umfuhren das g r ü n e V o r g e b i r g e. Wo man landete, fand man entweder starre Sandwüsten oder wilde Einwohner, die mit den Portugiesen nichts zu thun haben wollten. Man fuhr wei- ter, entdeckte Guinea und passirte endlich gar die Linie, ohne zu verbrennen. Zwar war es ziemlich heiß, aber die Hitze war doch auszuhalten, und warum sollte man also nun nicht weiter fahren können? Afrika mußte doch irgendwo ein Ende haben. Neue Schiffe wurden ausgesandt und entdeckten das Reich Congo, dessen König schon in freundliche Verbindung mit den Portu- giesen trat. Ueber diesen Entdeckungen waren viele Jahre vergangen; der thätige Dom Heinrich war indessen (1463) gestorben, und nach ihm wurden die Entdeckungsreisen eine Zeitlang nicht mehr mit solcher Thätigkeit betrieben. Nachdem aber Johann Ii. Kö- nig von Portugal geworden war, rüstete dieser eine Flotte aus, um zu sehen, wo denn die südlichste Spitze von Afrika sei, und ob mau nicht um diese herum bis nach Indien kommen könnte. Das Geschwader führte der unternehmende Bartolomeo Diaz. Unterwegs hatte er fürchterliche Stürme auszustehen, und noch ärgerlicher waren ihm die Meutereien unter seiner Schiffsmann- schaft. Diesen Leuten, die noch nicht so lange auf dem offenen Meere herumgeschifft waren wurde bange; sie verlangten durch-

10. Theil 2 - S. 340

1867 - Breslau : Max
338 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. noch heute umkehren." — Aber es fand sich auch nicht ein Ein- ziger; Alle schwuren ihm Gehorsam und Treue bis in den Tod. Nun rückte Cortez in das Innere des ihm ganz unbekannten Landes vor. Zu seinem Glück schlugen sich mehrere Gaue, durch welche er marschirte, auf seine Seite, weil sie mit der Herrschaft Montezuma's unzufrieden waren. Zuerst kam er nach Zam- po alla, wurde freundlich aufgenommen und von 400 Einwoh- nern bei seinem Abzüge begleitet. Als er sich Tlascala näherte, griffen ihn die Einwohner zwar feindlich an, aber er bezwang sie und 6000 derselben verstärkten sein Heer. Auch in Eh o lula fand er offene Arme. Nun ging es aus Mexico selbst los. Als die Spanier ein rauhes Gebirge erstiegen hatten, lag plötzlich eine herrliche Ebene vor ihnen, schöner als sie je eine gesehen. Ringsum war sie von hohen Gebirgen eingeschlossen; in ihr zeigten sich mehrere Seen; eine Mengelustwälder und angebaute Felder wechselten miteinander ab, und viele Dörfer und Städte zeigten sich den trunkenen Blicken der Spanier, die sich an dem köstlichen Panorama nicht satt sehen konnten. In der Mitte der Ebene aber erhob sich mit den glän- zenden Zinnen ihrer Tempel und Paläste die Hauptstadt Mexico. Sie lag mitten in einem großen See, über welchen mehrere Dämme nach der Stadt führten, und je näher die Spanier ka- men, desto reizender und angebauter wurde die Gegend. Schöne Landhäuser mit Lustgärten voll wohlriechender Blumen und Stauden, mit künstlichen Teichen voll Fische und Wasservögel lagen rings um die Hauptstadt und zeigten, daß man sich der Residenz eines reichen und mächtigen Fürsten nähere. Montezuma war indessen unschlüssiger als je, ob er die Spanier als Freunde oder als Feinde empfangen sollte. Fast täglich schickte er ihnen einen Boten entgegen, mit der Bitte, sich doch nicht erst nach Mexico zu bemühen. Aber Cortez ließ sich nicht irre machen, setzte ruhig seinen Weg fort und antwortete immer, er müsse schlechterdings mit dem Kaiser selbst sprechen. Endlich erreichte er die Nähe der großen Stadt, die ungefähr 400,000 Einwohner enthalten mochte. Da kamen ihm 4000 vor- nehme Indianer, alle in kattunene Mäntel gekleidet und mit Federbüschen geschmückt, entgegen. Nachdem sie einzeln bei Cortez vorübergezogen waren und ihn ehrerbietig gegrüßt hatten, mel- deten sie, daß Montezuma selbst ihm entgegenkomme. Als nun Cortez ans Thor kam, sah er vor sich eine lange Straße, die
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